Schurwolle wird von lebenden Schafen gewonnen. Ein bis zweimal im Jahr wird ein Schaf geschoren. Weist die Wolle keine synthetischen Fasern oder chemischen Substanzen auf, wird sie als reine Schurwolle bezeichnet. Die Wolle gehört zu den ältesten Materialien, aus dem die unterschiedlichsten Textilien gefertigt werden können.
Über Schafe
Wird ein gezüchtetes Schaf nicht geschoren, wird das Fell immer schwerer, umso mehr Wolle das Tier mit sich herumträgt, umso größer ist seine Last. Das dichte Fell ist ein Nährboden für Parasiten wie Zecken oder Milben. Wenn die Wolle stark über die Augen wächst, ist die Sicht des Schafes stark eingeschränkt. Das hat zur Folge, dass die Tiere nicht ausreichend Futter finden. Es wurden in der Vergangenheit bereits einige entlaufende Schafe gefunden, die mehrere Kilo Wollast mit sich herumgeschleppt haben und sich dadurch kaum bewegen konnten.
Es ist daher sinnvoll, dass das Tier von der schweren Last befreit wird. Nicht geschorene Tiere schwitzen im Sommer stark oder es kommt zu einem starken Juckreiz unter dem Fell. Zum Kratzen wälzen sie sich auf dem Boden, was beim Tier zu starken Verletzungen führen kann. Ältere oder schwangere Tiere haben durch das höhere Gewicht große Schwierigkeit, von selbst wieder aufzustehen. In dieser Situation sind die Schafe hilflos und könnten im schlimmsten Fall verhungern.
Eigenschaften von Schurwolle
Da eine Schurwolle von unterschiedlichen Tieren gewonnen werden kann, kann das Material verschiedene Eigenschaften aufweisen. Schurwolle ist ein Naturprodukt, welches sich vielseitig nutzen lässt. Es ist atmungsaktiv, sodass es von vielen Menschen bevorzugt als Textil getragen wird. Gleichzeitig wirkt die Wolle wärmeisolierend. Somit ist sie optimal für eine winterliche Kleidung geeignet. Die Wärme geht dem Körper nicht verloren. Andersherum wird durch das Material verhindert, dass man zu schnell schwitzt. Die Feuchtigkeit wird vom Material gut aufgefangen. Schurwolle wird aus diesem Grund auch als antibakteriell und schmutzabweisend bezeichnet.
Das Wollfett Lanolin sorgt dafür, dass Schafe bei einem Regenschauer nicht durchnässt werden. Diese Eigenschaft geht auch durch die Verarbeitung zu einem Wolltextil nicht verloren. Das Material nimmt unangenehme Gerüche wie Schweiß nicht leicht an. Schurwolle ist in der Lage, Gerüche zu neutralisieren und gibt sie einfach wieder an die Umgebung ab. Das bietet besonders bei Hausschuhen aus Schurwolle oder Sportbekleidung einen großen Vorteil.
Das Material kann bei guter Pflege über viele Jahre genutzt werden. Es handelt sich um ein selbstreinigendes Material, welches gegenüber Schmutz und Staub nicht sehr empfindlich ist. Ein besonderer Vorteil ist, dass sich Schurwolle nicht wie synthetische Stoffe auflädt. Durch das antistatische Naturprodukt kommt es daher nicht zu fliegenden Haaren oder einem kleinen Stromschlag, wenn etwas Metallisches berührt wird.
Pflege der Schurwolle
Um von den vielen positiven Eigenschaften von Schurwolle profitieren zu können, muss das Material richtig gepflegt werden. Es ist ratsam, dass die Wolltextilien mit der Hand oder einem speziellen Woll-Programm gewaschen werden. Auf keinen Fall sollte Wolle geschleudert oder hohen Temperaturen ausgesetzt werden. Das würde dafür sorgen, dass die Wolle verfilzt oder die Struktur komplett zerstört wird.
Beim Waschen von Schurwolle sollte auf einen Weichspüler verzichtet werden. Auch das schädigt die Struktur der Wolle. Nach dem Waschen sollte das Material auch nicht ausgewrungen werden. Es sollte immer schonend behandelt werden und darf daher zum Trocknen auch nicht in einen Trockner gelegt werden. Wesentlich besser und schonender ist, wenn das Material mit einem weichen Frotteetuch ausgedrückt wird. Anschließend wird es an der Luft getrocknet. Dadurch ist gewährleistet, dass die Wollwaren lange Zeit schön bleiben und die Fasern nicht verfilzen.
Wie bei allen Naturprodukten sollte das Material ausreichend vor Schädlingen geschützt werden. Motten lieben Schurwolle und bedienen sich nur zu gerne an dem natürlichen Stoff. Um Motten zu vertreiben, sollten im Kleiderschrank in der Nähe der Wolltextilien Säckchen gefüllt mit Lavendel aufgehängt werden. Durch den süßlichen Duft werden die Schädlinge auf eine natürliche Weise vertrieben und es entsteht an der Kleidung nicht der klassische Mottenkugelduft.
Herkunft von Schurwolle
Wolle darf nur als Schurwolle bezeichnet werden, wenn sie von lebenden Tieren gewonnen wurde. Zu diesem Zweck werden die Schafe ein- bis zweimal im Jahr geschoren. Somit gehören Felle von geschlachteten Schafen oder Alttextilien nicht dazu. Je nach Art des Schafes stehen die unterschiedlichsten Wollqualitäten zur Verfügung.
Merino Schurwolle hat eine stark kräuselnde Eigenschaft. Sie ist im Vergleich zu anderen Wollarten sehr fein und gilt daher zu den hochwertigen Wollsorten.
Ebenfalls fein ist Crossbredwolle. Sie ist sehr robust und wird durch eine Kreuzung von Grobwoll- oder Merinoschafen hergestellt. Eine besonders glänzende Eigenschaft weist dagegen Langwolle auf. Sie nur sehr wenig gekräuselt oder geschuppt.
Auch Grobwolle gilt als nicht stark schuppend oder gekräuselt. Lammwolle wird, wie der Name bereits verrät, ausschließlich von Lämmern gewonnen. Sie ist sehr fein und weich. Beim Kauf sollte immer auf Nachhaltigkeit Wert gelegt werden. Damit die Tiere nicht leiden und die Umwelt nicht belastet wird, sollte beim Kauf neben einer guten Qualität auch auf die Herstellung der Wolle und Haltung der Schafe geachtet werden. Es handelt sich um eine reine Schurwolle, wenn keine zusätzlichen Fasern aus synthetischem Material verwendet werden. Beim Kauf sollte immer auf das Herkunftsland geachtet werden. Auch Zertifizierung und Hinweise auf kontrolliert biologische Tierhaltung sind wichtig.
Nutzung der Schurwolle
Aufgrund seiner hohen wärmenden Eigenschaft wird Schurwolle gerne für die Herstellung von warmen Pullovern genutzt. Das Material fühlt sich auf der Haut sehr angenehm an. Aus dem Material lassen sich aber auch flauschige Teppiche, Bettdecken oder Hausschuhe herstellen. Bevor die Textilien oder Bettwaren hergestellt werden können, müssen einige Arbeitsschritte eingeleitet werden.
Der Hersteller der Wolle ist das Schaf, von dem das Material stammt. Häufig wird es in großen, zusammenhängenden Stücken gewonnen. Geschoren wird meistens im Frühjahr. Die Fasern der Wolle sind dann wesentlich länger und kräftiger. Nach dem Scheren wird die Wolle nach Farbe und Qualität sortiert. Aus hygienischen Gründen wird das Material danach ordentlich gereinigt. Nach der Trocknung kann es weiterverarbeitet werden.
Zum Kämmen werden Kardiermaschinen eingesetzt. Sie bieten den Vorteil, dass das Material zusätzlich etwas aufgelockert wird. Anschließend lässt sich die Wolle in der gewünschten Farbe einfärben und sie wird zu einem Garn gesponnen. Die natürlichen Fasern ziehen sich beim Spinnen stark zusammen. Sie werden zu feinen Fäden verdreht, sodass sie leichter zu Stoffen gewebt werden können. Das Garn der Schurwolle kann in diesem Zustand für die Produktion der unterschiedlichsten Textilen eingesetzt werden.
Wie teuer ist Schurwolle?
Im Vergleich zu synthetischen Fasern ist Schurwolle dreimal so teuer. Im Fachhandel liegt der Preis der 50 g Wolle bei etwa 5 €. Das Kilo ist dementsprechend um die 100 €. Ein Schaf kann pro Schur bis zu drei bis vier Kilogramm Wolle liefern. Das Scheren von Schafen kostet circa 3 Euro, sodass der Verdienst für die Herstellung der Wolle nicht sehr hoch liegt. Ungewaschene Rohwolle weist einen Faseranteil zwischen 30 und 70 % auf. Zu den anderen Bestandteilen gehören Schmutz und Wollfett. Die Nachfrage an Schurwolle ist immer noch sehr groß. Auch wenn viele Tierschutzorganisationen davor warnen, dass tierische Produkte nicht als Kleidung eingesetzt werden sollten. Sie sind der Meinung, dass die Tiere ihr Leben lang aufgrund der Wolle ausgebeutet werden.
Was sagt der Tierschutz zum Thema Wolle?
Es wird bei der Herstellung von Schurwolle kein Schaf getötet. Trotzdem leiden die Tiere darunter, dass sie geschoren werden. Tierschützer schlagen Alarm, da die Schurwolle heute in Massenproduktionen hergestellt wird. Leidtragend ist hierbei das Schaf. Die größten Produktionsstätten sind in Neuseeland und Australien zu finden. Hier wird zum Scheren der Schafe der Mulesing Verfahren angewendet. Bei diesem Verfahren werden jungen Schafen etwas Haut im Bereich des Afters entfernt. Hierbei werden die Tiere nicht betäubt. Durch diesen Vorgang sollen die Tiere in einer warmen, schmutzigen und feuchten Körperregion vor einem Fliegenbefall geschützt werden. In Deutschland ist das Mulesing Verfahren verboten. Trotzdem decken Tierschutzorganisationen immer wieder Fälle auf, in dem eine Schafschur sehr grausam abgelaufen ist.
Wer sich für die Zucht von Schafen entschieden hat, ist dazu verpflichtet, die Tiere mindestens einmal im Jahr scheren zu lassen. Ansonsten handelt es sich um einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Das Scheren sollte bei den Tieren aber so stressfrei wie möglich ablaufen. Schafe gehören zu den Fluchttieren, die sich nur in einer Herde sehr sicher fühlen. Allein die Trennung von ihrer Herde sowie der direkte menschliche Kontakt löst bei vielen Tieren großen Stress aus. Viele Tiere geraten in Panik. Sie wehren sich gegen die Schur, sodass sie beim Scheren von den Arbeitern mit Gewalt gefügig gemacht werden. In einigen Betrieben werden die Arme und Beine fixiert oder man kniet sich auf den Körper und Kopf des Tieres. Durch die starken ruckartigen Bewegungen des Tieres während der Schur können Schnittwunden nicht verhindert werden. Tiefere Schnittwunden werden häufig ohne Betäubung vernäht, was große Schmerzen verursacht.